Peter und der Wolf – Jazzfassung – Pressespiegel

Frankfurt Jazz Hunters

Neubearbeitung für Jazzensemble nach der Vorlage von Sergej Prokofjew

Textneufassung und Illustration von F.K. Waechter, erzählt von Cornelia Niemann

Corinna Danzer – sax, cl, Annemarie Roeloffs – vl, trb, tuba, Jens Hunstein – reeds, Euph., Arr., Martin Lejeune – g, bjo, Arr., Jonas Lohse – trb, b, Timo Neumann – dr, timpani

 

Nachdem ich (wir) ein Haufen Arbeit in die Neufassung des Prokofjew Klassikers für Jazzensemble gesteckt habe und wir die ersten sehr erfolgreichen Aufführungen im Gallustheater haben, macht uns der Verlag einen Strich durch die Rechnung. Unterlassungsklage und einstweilige Verfügung: die Erben Prokofjews befürchten, dass die Ehre des Komponisten damit befleckt wird. Ob Prokofjew sich geärgert hätte über unsere Jazzversion ist zu bezweifeln; seine Vorliebe für Dissonanzen und gewagte harmonische Strukturen bis an die Grenzen der Tonalität ist für mich jedenfalls ein Hinweis für einen offenen experimentierfreudigen Charakter. Faktoren die u.a. für den Reichtum der afroamerikanische Musikkultur (Jazz) prägend sind.

Wir haben jedenfalls eine Menge Kinder und auch deren Eltern in der weihnachtlichen Zeit beglückt. Dass wir ehrenhaft mit dem Erbe umgehen, lässt sich auch in der Presse nachlesen.

Das Urheberrecht gilt regelmäßig bis zu 70 Jahre nach Tod des jeweiligen Urhebers. Mal sehen bzw. hören was ab 2023 so passiert …

Ballett mit Ente, federleicht

„Peter und der Wolf“ in einer wunderbaren Bearbeitung für Jazzensemble im Gallus Theater von Tim Gorbauch
Es ist allerhand los. Die Posaune quäkt seltsam, die Flöte wagt sich gerade in die höchsten Höhen, das Schlagzeug gibt energisch den Rhythmus vor, den das Banjo mit lässiger Eleganz umspielt. Auf einem von roten Tüchern verhangenen Sessel sitzt Cornelia Niemann und erzählt die Geschichte von Peter und dem Wolf, die Sergej Prokofiev vor vielen, vielen Jahren als sinfonisches Märchen für Kinder erdachte.

Niemann rezitiert im Gallus Theater nicht den originalen Text, sondern eine von F. K. Wächter überarbeitete Fassung. Wichtiger ist aber noch, dass kein Sinfonieorchester neben ihr thront, sondern ein kleines, wunderbares, virtuos bewegliches Ensemble: die Frankfurt Jazz Hunters. Corina Danzer spielt da Saxofon und Klarinette, Annemarie Roelofs Geige und Posaune, Jens Hunstein vor allem Flöte oder Triangel, Martin Lejeune Gitarre, Banjo und Mandoline, Timo Neumann sitzt am Schlagzeug und Jonas Lohse steht am Kontrabass. Sie selbst haben Prokofievs Partitur überarbeitet, die zentralen Motive aufgegriffen und in ein Jazzumfeld übertragen, in dem der Klang sich frei entfalten kann, weil spontane Kommunikation ausdrücklich gestattet ist.

Manchmal erinnert der instrumentale Satz in seiner leuchtenden Transparenz an Igor Strawinskys Geschichte vom Soldaten , an anderen Stellen tritt das Lautmalerische derart in den Vordergrund, dass ein federleicht hüpfendes musikalisches Ballett draus wird, in dem alle ihren Platz haben: die Ente, der Vogel, der Wolf und natürlich Peter.

Spaß ist es jedenfalls immer. Eine Stunde lang. Und nicht nur für Kinder.
Copyright © Frankfurter Rundschau online 2004, Erscheinungsdatum 18.12.2003